Am 20. Januar 1853, seinem Namenstag, wurde der 31jährige Sebastian Kneipp als Kaplan nach Boos versetzt. Der damalige Pfarrer Joseph Reiser war schwer erkrankt, so dass nahezu die ganze seelsorgerische Arbeit durch den Kaplan Kneipp besorgt werden musste.
Aus seiner Booser Amtszeit ist die älteste Kurvorschrift für die Jungfrau Columba Haas aus Kronburg überliefert. Hier hatte er erstmals Wickel eingesetzt und verschiedene Anwendungen seiner Wasserheilkunde kombiniert.
In der Selbstbiographie schreibt Kneipp, auf die Tätigkeit in Boos zurückschauend: "In Boos hatte ich mit der Seelsorge genug zu tun, und wenn ich alles aufgeboten habe, von den Kranken frei zu werden, so war es mir doch nicht möglich; es gab so viele Arme und Hilflose".

Sebastian Kneipp beschäftigte sich hier vielfach mit Wasserheilmethoden, wobei er sich die Feindschaft von Herrn Dr. med. Mannheimer aus Fellheim und von Herrn Apotheker Semmelbauer aus Babenhausen zuzog, die ihn beide im Feb. 1854 beim Kgl. Landgericht in Babenhausen auch wegen dieser Angelegenheit verklagten.
Sowohl bei der geistlichen als auch der weltlichen Behörde wurde gegen den Herrn Kaplan Stimmung gemacht. Kneipp reichte am 2. April 1854 eine Verteidigungsschrift beim Kgl. Landgericht Babenhausen ein. Der Freispruch lautete: "Kurieren Sie die, welche keine Hilfe bekommen oder kein Geld haben, um Hilfe zu suchen und seien Sie ein Helfer in der Not".
Die von Eugen Ortner in dem Roman "Ein Mann kuriert Europa" erfundene Verurteilung zu zwei Gulden Polizeistrafe hat es nie gegeben. Ortner berichtet auch von drei Cholera-Toten in Boos, was sich jedoch wegen der fehlenden Daten im "Sterbe-Register" aus dem Jahre 1854 eindeutig widerlegen lässt.

Kaplan Kneipp wurde zwischen Juli und August 1854 zu einer Booser Magd gerufen, die an der damals herrschenden Cholera erkrankt war. Kneipp ließ ein großes Leinentuch in heißes Wasser mit Essig tauchen und der Magd auf den Leib legen. Nach sechs Minuten waren die Krämpfe verschwunden, das Erbrechen hörte auf, ebenso das Abführen. Dieses einfache Mittel, drei- bis viermal wiederholt, heilte die Kranke. Durch die Behandlung von Kaplan Sebastian Kneipp starb kein Booser Bürger an Cholera. Deshalb erhielt er den Beinamen "Cholera-Kaplan" und wurde als "Wundermandl" bekannt.
Vor dem Königlichen Landgericht in Babenhausen wurde Kneipp am 15. Juli 1854 als Pfarrvikar zu Boos vereidigt und eingesetzt. Drei Tage später setzte das Bischöfliche Ordinariat Augsburg den Vikar von Holzkirchen C. Lindinger in Boos als Vikar ein, dieser starb jedoch am 15.08.1854 im Alter von 28 Jahren. Kneipp blieb Kaplan, weil die Vorgesetzten seine Heiltätigkeit missbilligten. Tragisch war, dass Kneipp in Boos die Cholera erfolgreich bekämpfte, im September 1854 sein Vater im Alter von 56 Jahren in Stephansried jedoch an dieser Krankheit starb.
Am 23. November 1854 um ½ 8 Uhr hielt Kaplan Sebastian Kneipp in Boos seine letzte Beerdigung; bereits am nächsten Tag wurde er als dritter Stadtkaplan nach St. Georg in Augsburg versetzt.
Pfarrer Kneipp verfügte in seinem Testament u. a. die Stiftung einer Jahresmesse in der Pfarrkirche Boos, weil er auch an diesem Ort lebte und wirkte.

Bienenbüchlein, 1874 (Teil 1) + ()
Die Kaninchenzucht, 1874
Fritz, der fleißige Landwirt, 1874
Fritz, der fleißige Futterbauer, 1875
Fritz, der eifrige Viehzüchter, 1877
Meine Wasserkur, 1886
So sollt ihr leben, 1889
Kinderpflege in gesunden und kranken Tagen, 1891
Rathgeber für Gesunde und Kranke, 1891
Lebenserinnerungen, in: Kneipp-Bll., 1891 (in Fortss. ersch., Ausgabe in Buchform von: Josef Retz/Hrsg., Mein Leben, 1949)
Mein Testament für Gesunde und Kranke, 1894
Codizill zu meinem Testament ..., 1896

1. Wasser:
Die Heilkraft des Wassers - von Kneipp wiederentdeckt - wurde systematisch optimiert und wissenschaftlich belegt. Kalt- und Warmreize als ideales Training für die Blutgefäße und Nerven der Haut und der inneren Organe sind die Grundlage der Kneipp-Therapie.

2. Heilpflanzen:
Die Wirksamkeit der pflanzlichen Heilmittel und Arzneien aus der Natur ist unbestritten. Die zumeist milden Wirkungen erlauben die erforderliche Anwendung ohne schwere Nebenwirkungen.

3. Bewegung:
Zur Kneipp-Heilweise gehört ein klassisches Trainingsprogramm für vernachlässigte Funktionen unseres Organismus. Zur Trainingswirkung der Wasserreize und zur unterstützenden Wirkung der Arzneipflanzen kommt so die aktive Bewegung.

4. Ernährung:
Die Ansprüche, die Sebastian Kneipp an eine gesunde, ausgewogene und nahrhafte Kost stellt, stimmen mit der modernen Ernährungslehre überein. Schmackhaft, leicht, vielseitig und möglichst naturbelassen ist die einfache Kost in der Kneipp-Heilweise.

5. Ordnung:
Kneipp als Vorkämpfer der vernünftigen Ganzheitstherapie war sich sicher: Leib und Seele sind eine untrennbare Einheit, gerade wenn es um Gesundheit oder Heilung geht. In der Kneipp-Idee werden daher die biorhythmischen Ordnungen unseres Lebens ebenso beachtet wie die Kräfte, die unsere Seele stärken.

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